Man mag es kaum glauben, aber der Österreicher Wolfgang Fasching, ein Extremsportler durch und durch, will mit dem Rad sage und schreibe 10.000 Kilometer zurücklegen. Und zwar nicht in 24 Monaten, sondern in 24 Tagen.
Ort des fast schon wahnwitzigen Abenteuers – die Route entlang der berühmten Transsibirischen Eisenbahn. Diese fährt gewöhnlich von Moskau nach Wladiwostok, doch der Österreicher wird in Wladiwostok starten und seine Tour nicht in Moskau, sondern im noch weiter entfernten St. Petersburg beenden. Dabei wird Fasching 80.000 Höhenmeter und sieben Zeitzonen durchfahren. Los gehen soll es am 23. Juli in Wladiwostok, der größten russischen Stadt entlang der Pazifikküste. Um das Mammutprojekt zu meistern, muss Fasching täglich 18 Stunden lang im Sattel sitzen, nur so ließe sich sein selbst gesteckter Zeitplan einhalten. In St. Petersburg wolle er “so gesund wie möglich” ankommen, so Fasching bei einer jüngsten Pressekonferenz in Wien.
Fasching und seine Begleiter sind modern ausgerüstet und werden “der ganzen Welt von diesem Projekt berichten”, so Projektleiter Alexander Schachner jüngst. Man werde zu diesem Zweck täglich aktuelle Fotos aufnehmen und diese ins Internet stellen. Auch eine Gratis-App werde angeboten. Zusätzlich zu den diversen Statistiken und Informationen zur rein sportlichen Leistung werden wohl auch Infos zu den jeweiligen Regionen veröffentlicht werden, welche durchfahren werden. Fasching und 12-14 Mannen werden dabei den Großteil der Strecke parallel zur Transsibirischen Eisenbahn zurücklegen.
Auch ein Begleitauto wird zum Einsatz kommen, um den Extremsportler vor möglichen Gefahren im teils turbulenten russischen Straßenverkehr abzusichern. Im größten Flächenstaat der Erde kann Fasching angeblich mit offizieller Unterstützung des Staatsapparates rechnen. Wiatscheslaw Fetisow, ehemaliger Eishockey-Spieler und mittlerweile Politiker, hat Fasching schon seine Hilfe zugesagt.
Der bereits dreifache “Race Across America”-Sieger stellt seine Muskelkraft zudem auch in den Dienst der sogenannten Muskelforschung. Für nur einen Euro kann jeder Interessierte einen „Charity-Kilometer“ erwerben, der Erlös soll in das Projekt “Starke Muskel für Schwache” fließen.
Die Transsib – Ein Mythos der Eisenbahngeschichte
Die Transsibirische Eisenbahn ist ein Mythos, bis heute. Mehr als 9000 Kilometer auf Schienen von Moskau bis zur Pazifikküste warten auf den Mitreisenden. Oder in Zahlen ausgedrückt: 10 Millionen Quadratkilometer, verpackt in 7000 Kilometern von Ost nach West und 3500 Kilometern von Nord nach Süd.
Fast täglich verlässt der legendäre Zug namens „Rossia“ den Jaroslawler Bahnhof in Moskau, um 7 Tage später nach über 9000 Kilometern Wladiwostok und damit den Pazifischen Ozean zu erreichen.
Auf dieser längsten Bahnstrecke der Welt durchfährt die „Transsib“ auf ihrem Weg von Europa nach Asien diverse Städte wie Jekaterinburg, Nowosibirsk, Irkutsk und Khabarowsk. Vorbei geht es auch am malerischen Baikalsee und dem Amur, dem riesigen Fluss, der oft die Grenze zum Nachbarland China bildet. Apropos China! Wer möchte, kann sich die Reise mit der Transsib auch so gestalten, daß man schon vor Wladiwostok aussteigt und weiter nach Peking fähr.
Die längste Eisenbahnlinie der Welt
Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn bedeutet, daß man es mit einem ständigen Zu-und Aussteigen von Reisenden und Waren zu tun hat. In vielen Bahnhöfen stehen kilometerlange Züge mit Holz aus der sibirischen Taiga oder Kohle und Erz. Seit dem Bau der Strecke im Jahr 1891 ist die Trasse der Transsibirischen Eisenbahn eine der wichtigsten Verkehrsadern Russlands.
Die Reise beginnt zwar in der Hauptstadt Moskau, doch erst ab Krasnojask wird die Landschaft so richtig sibirisch. Die am Fluss Jenissej gelegene Stadt ist seit 380 Jahren das sogenannte „Tor nach Sibirien“, denn genau von hier aus eroberten und besiedelten die russischen Kosaken den Osten mit seinen unendlichen Weiten. Entlang der Fahrt durch Sibirien sieht man jedoch auch hunderte menschenleere Dörfer, die infolge von Abwanderung und niedriger Geburtenraten praktisch ausgestorben sind.
Der Zug wurde noch in der DDR gebaut
Der Bahnhof von Krasnojarsk ist ein zentraler Umschlagplatz zwischen Moskau und Wladiwostok. Am Bahnhof reiht sich Kiosk and Kiosk, während Marktfrauen auf Bollerwagen Verpflegung für die Weiterfahrt anbieten.
Der Zug fährt meist pünktlich wieder ab, wie überall entlang der Strecke.
Wer als Tourist in die Bahn steigt, wird von einer Zugbegleiterin in Empfang genommen, die Ticket und Visum genau unter die Lupe nimmt. Ein kurzes Kopfnicken und der Weg zur Weiterfahrt ist frei. In den Waggons ist das Licht meist etwas schummrig, die Jalousien sind oft heruntergelassen, da viele Fahrgäste während der „Endlosreise“ schlafen. In jedem Abteil gibt es zudem rechts und links zwei Liegen mit rotem Kunstleder, am Fenster ein Klapptisch und ein Gepäckfach über der Tür. Es wirkt alles etwas altbacken. Kein Wunder, denn viele der Waggons sind bis in die 1980er-Jahre hinein in der ehemaligen DDR gebaut worden.
Eine Reise mit der Transsib lohnt sich auch im Winter
Rein klimatisch ist Russland kein Land wie jedes Andere. Doch trotz der Wetterextreme gerade in den Wintermonaten ist eine Reise mit der Transsib auch im Winter sehr gut möglich. Viele Reiseveranstalter bieten sogar ausschließlich Reisen im Winter an. Denn im Winter entfalten Tundra und Taiga eine malerische Schönheit. Der Zug fährt dann vorbei an herrlichen Schneelandschaften, die vor allem bei schönem Wetter für ein herrliches Panorama am Rande der Transsib-Strecke sorgen.
Wer das schöne Wetter vorzieht, sollte natürlich in den Sommermonaten starten. Denn auch in den Weiten Sibiriens entlang der Transsib-Strecke können in den Sommermonaten angenehme und sogar teilweise sehr hohe Temperaturen erreicht werden. Wer wie der österreichische Extremsportler Fasching gar per Rad quer durch Russland fahren möchte, sollte dies im Sommer in Angriff nehmen, zwischen Juni und September. Denn ab Oktober ist eine solche Radtour klimatisch nicht mehr möglich, schon alleine wegen der dann zunehmen Kälte und der einsetzenden, oft starken Schneefälle.