Das boomende Geschäft mit den Kreuzfahrtriesen schlägt sich jedes Jahr deutlicher in der Wirtschaftsleistung der Elbmetropole nieder. Die sich daraus ergebende Wertschöpfung wächst durch die zunehmenden Passagierzahlen und branchenbezogene Aufträge kontinuierlich.
Eine neue Studie der Hamburger Industrie und Handelskammer schlüsselt diese Wertschöpfung nun genauer auf. Der Studie zufolge verdient die Wirtschaft Hamburgs derzeit gut 270,6 Millionen Euro am Kreuzfahrtgeschäft. Das sind 64 Millionen Euro mehr als vor zwei Jahren. Seit diesem Zeitpunkt hat sich die Kreuzschifffahrt in Hamburg weiterhin sehr positiv entwickelt. Die Anzahl der Anläufe durch Kreuzfahrtschiffe nahm in diesem Zeitraum um 50 Prozent zu, die Passagierzahl stieg um beinahe 60 Prozent. Zur Ermittelung der Wertschöpfung hat die IHK nicht nur die direkte Wertschöpfung bei an den Schiffsanläufen beteiligten Unternehmen und Dienstleistern ermittelt, sondern auch die bei indirekt beteiligten Unternehmen, wie Gastronomiebetrieben oder Zulieferern, anfallende Wertschöpfung mit in die Kalkulation einbezogen. Außerdem wurden Vorleistungen und Rohstoffeinkäufe abgezogen, um ein noch realistischeres Bild zu erhalten.
Wertschöpfung beginnt schon beim Einlaufen in den Hamburger Hafen
Schon beim Einlaufen eines Kreuzfahrtschiffes in den Hamburger Hafen beginnt die Wertschöpfungskette. In diesem Jahr macht 177 Mal ein Kreuzfahrtschiff im Hafen fest, die Hafengebühren betragen dabei im Durchschnitt 11.500 Euro, dazu kommen Kosten für die Lotsen. Die Gebühren für die Lotsen betragen im Schnitt 2419 Euro, die der Elblotsen sogar 13.843 Euro. Auch für die Festmacher werden gut 1500 Euro pro Schiff fällig. An den Hafenterminals in der HafenCity oder in Altona werden dann Gebühren für die Abfertigung der Passagiere inklusive Gepäck, sowie für die Abwasserentsorgung und Aufnahme von Frischwasser. Diese Gebühren betragen im Durchschnitt 40.000 Euro pro Schiff, hinzu kommen weitere Kosten für die Versorgung mit Proviant und Treibstoff sowie für erforderliche Reparaturen. Die anlaufbezogene Wertschöpfung beläuft sich ingesamt auf rund 24,9 Millionen Euro.
Hinzu kommen die Ausgaben der rund 500.000 Passagiere sowie über 100.000 Crewmitglieder, die jedes Jahr nach Hamburg kommen und hier ihr Geld ausgeben. Bei den Passagieren muss allerdings zwischen den Transit-Passagieren und den sogenannten Turnerbund-Passagieren (Reisende die ihre Kreuzfahrt in Hamburg beginnen oder beenden) unterschieden werden. Die Turnerbund-Passagiere buchen gerne eine oder mehrere Übernachtungen in der Hansestadt. Ein solcher Gast lässt im Durchschnitt 75,12 Euro in der Stadt, die Transit-Passagiere ledigich 27,46 Euro. Die Crewmitglieder geben im Durchschnitt pro Kopf 25,44 Euro aus. Die Wertschöpfung aus diesen personenbezogenen Ausgaben beläuft sich auf knapp 21 Millionen Euro. Viele Experten vermuten jedoch, dass dies sehr konservativ geschätzt ist. Besonders die immer häufiger werdenden individuellen An- und Abreisen sorgen wahrscheinlich für noch höhere Ausgaben.
Touristen, Messebesucher und die Industrie spülen zusätzliches Geld in die Kassen
Dazu kommen touristische Effekte, viele Menschen kommen zu den zahlreichen Hafenevents oder Schiffsanläufen, einfach um diese anzuschauen oder mit dabei zu sein.
Auch die alle zwei Jahre stattfindende Kreuzfahrtmesse Seatrade lockt regelmäßig über 4000 Fachbesucher in die Stadt. Dazu kommen zahlreiche Geschäftsreisende von Unternehmen aus der Kreuzfahrtbranche. Für diese Besucher hat die IHK in ihrer Studie eine Wertschöpfung von 32,4 Millionen Euro ermittelt.
Der überaus größte Teil der Wertschöpfung entsteht allerdings bei den Unternehmen, die mit der Kreuzfahrtindustrie Geschäfte machen. Dazu zählen Werften, Schiffsausrüster, Reeder, Großhändler und Zertifizierer. Auch das Baugewerbe zählt dazu. Insgesamt zählen dazu 200 Unternehmen in Hamburg, deren Wertschöpfung sich auf 192,3 Millionen Euro beläuft.
Daraus ergeben sich die am Anfang genannten 270,6 Millionen Euro. Gemessen an der gesamten in Hamburg erzielten Wertschöpfung von 82,5 Milliarden Euro ist dieser Wert gering, bedenkt man aber, dass der Hamburger Hafen vor 10 Jahren noch kein sichtbares Entwicklungspotenzial hatte, ist dies ein guter Wert. Damals kamen höchstens 10 Kreuzfahrtschiffe pro Jahr nach Hamburg, heute ist dies anders.