Das in die Schlagzeilen geratene Internetunternehmen Unister plante laut Analysten in Zukunft möglicherweise einen Börsengang des Gesamtunternehmens über seine Tochtergesellschaft Travel24.com.
Das Online-Reiseportal war 2009 von Unister übernommen worden und wurde seitdem vor allem technologisch und bilanztechnisch zu einem Vorzeigeunternehmen hochgerüstet.
Zwischenzeitlich hielt Unister bis zu 95% der Unternehmensanteile an Travel24.com, hat diese jedoch wieder auf 46% reduziert, da das Bankhaus Metzler sowie die Schweizer Private-Equity Firma LOET Trading AG bei Travel24.com als Partner eingestiegen sind. Dies geschah, um neben der Platzierung einer Unternehmensanleihe im Wert von 25 Mio. € die weitergehende Finanzierung der geplanten neuen Budget Design Hotels von Travel24 zu sichern.
Somit erscheint Travel24 auf den ersten Blick als grundsolides Unternehmen, welches eine ideale bilanztechnische Plattform bieten würde, um in einigen Jahren die Muttergesellschaft Unister an die Börse zu bringen, nachdem diese ihr Wachstum wohl vor allem großzügigen Subventionen und betrügerischen Geschäftspraktiken verdankte.
Auch wenn dieses Vorhaben scheinbar gut durchgeplant war, so gerät die Durchführung aufgrund mangelhafter Kompetenzen auf dem Hotelmarkt, sowohl seitens Unisters wie auch seitensTravel24.com, anscheinend zu einem Desaster. Denn ursprünglich war die Errichtung von bis zu 25 Hotels geplant, das zur Verfügung stehende Geld reicht, wie man aus Anaylstenkreisen hören kann, jedoch vermutlich nur für die beiden Häuser in Leipzig und Köln. Die Platzierung weiterer Anleihen dürfte sich, gerade aufgrund des Skandals rund um den vermuteten illegalen Versicherungsverkauf bei Unister, als sehr schwierig erweisen. Auch eine weitergehende Finanzierung der Expansion durch Bankkredite, mit Hinterlegung der bereits errichteten Hotels als Sicherheiten, ist nun wohl äußerst fraglich.
Abhängig von der abschließenden rechtlichen Bewertung seitens der Regulierungsbehörden kommen unter Umständen auch auf Travel24 Strafzahlungen an die BaFin (Bundesfinanzaufsicht) zu, denn auch hier wurde der umstrittene Stornoschutz bei Reisebuchungen angeboten. Dies alles wird sich wahrscheinlich sehr negativ auf den Börsenkurs von Travel24 auswirken und ein finanzielles Grab schaufeln.
Unister feilt wohl an einem neuen Plan
Wie heute (03.01.2013) bekannt wurde, wird der Firmengründer und Geschäftsführer von Unister, Thomas Wagner, in den nächsten Wochen von seinem Geschäftsführerposten zurücktreten. Er werde “in die Funktion des Direktors für Strategie und Produktentwicklung” wechseln. Dies steht angeblich nicht im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Unister, in Zuge derer, laut Gerüchten, auch der Geschäftsführer in Untersuchungshaft gesessen haben soll.
Thomas Wagner gab bekannt, dass er sich zukünftig auf das konzentrieren möchte, “was ihm selbst immer am meisten Freude gemacht hat: Die Weiterentwicklung unserer Portale und Geschäftsbereiche“. Somit feilt Unister nun wohl, unter Anleitung des Chefs persönlich, eilig an neuen Geschäftsideen und Produkten, mit denen man den drohenden Untergang des Unternehmens abwenden kann.