Im Jahr 2050 könnten großte Teile Jakartas, der indonesischen Hauptstadt, überflutet sein. Daher plant die Regierung Indonesiens das Errichten einer neuen Hauptstadt mitten im Dschungel Borneos. So soll das Megaprojekt realisiert werden.
Nusantara soll Jakarta als Hauptstadt ablösen
Jakarta versinkt zusehends. Bereits heute liegt die Stadt größtenteils unterhalb des Meeresspiegels. Experten rechnen damit, dass die Hauptstadt Indonesiens innerhalb der nächsten 30 Jahre im Meer versinken könnte, zumindest das Gebiet von Nord-Jakarta. Neben den drohenden Fluten hat Jakarta heute auch schon mit giftigen Abgasen und Smog zu kämpfen. Hinzu kommt ein stetiges Wachstum der Einwohnerzahl, die 2020 bereits bei über 10 Millionen lag. Die Metropolregion zählt sogar mehr als 32 Millionen Menschen.
Als Reaktion auf die massiven Probleme der Mega-City soll nun eine neue Hauptstadt mitten im indonesischen Dschungel errichtet werden. Das Parlament in Jakarta hat in der vergangen Woche den neuen Verwaltungssitz genehmigt. Die neue Hauptstadt Nusantara („äußere Inseln“) soll bis zum Jahr 2045 fertiggestellt werden, die ersten Behörden sollen bereits in zwei Jahren nach Nusantara umziehen. Geplant wird die neue Hauptstadt Indonesiens auf der Insel Borneo. Die Gegend wurde gewählt, weil man dort sicherer vor Naturkatastrophen sei. Die Kosten für das Bauprojekt sollen umgerechnet mehr als 28 Milliarden Euro betragen.
Rund 6.000 Hektar Dschungel sollen Nusantara weichen, insgesamt soll sich die Stadt aber auf einer Fläche von rund 250.00 Hektar erstrecken. Damit die Probleme in Jakarta nicht mit umziehen, will man die neue Hauptstadt nachhaltig gestalten. Neben so viel wie möglich Grünflächen sollen beispielsweise nur noch Elektro-Autos auf den Straßen verkehren dürfen.
Tourismus in Indonesien
Im Vor-Corona-Jahr 2019 verzeichnete Indonesien rund 16 Millionen Touristen. Neben Jakarta sowie der weitläufigen Naturlandschaften ist vor allem auch Bali ein sehr beliebtes Reiseziel. Auch finanziell ist der Tourismus in Indonesien ein lohnendes Geschäft. Ebenfalls in 2019 wurden 16,44 Milliarden Euro erwirtschaftet, das entspricht 12 Prozent aller internationalen Einnahmen durch Touristen in Südostasien.
Umweltschützer sehen das Bauvorhaben kritisch
Es gibt jedoch auch Kritik am Hauptstadt-Projekt der Regierung. Um die Stromversorgung Nusantaras zu Beginn sicherzustellen, werde auf fossile Energieträger, vor allem Kohle, zurückgegriffen werden müssen. Das dürfte zur Eröffnung riesiger Minen in der Umgebung führen, befürchten Umweltschützer. Der politische Analyst Hendry Satrio gibt zu bedenken: „In der derzeitigen wirtschaftlichen Krise eine neue Stadt zu bauen, sollte die letzte unserer Prioritäten sein.“ Wichtiger sei, die vielen Städte des Landes, die aufgrund der Corona-Pandemie auf Hilfe angewiesen sind, zu unterstützen. Die Bewohner der Gegend rund um die Städte Balikpapan und Samarinda befürchten außerdem, dass ihnen ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage weggenommen wird.
Nusantara ist übrigens nicht die erste Planhauptstadt – auch andere Länder haben eigens hierfür konzipierte und kreierte Hauptstädte gebaut, so z. B. Canberra in Australien, Brasilia in Brasilien, Abuja und Nigeria oder Naypiydaw in Myanmar.