Vorsichtig paddeln die Ruder durch das Wasser. Es riecht nach Meer. Die Augen ringen mit der Dunkelheit. Von der Decke hängen Tropfsteine. Die Neugier lässt die vier Kajaks Kurs halten, weiter hinein in die Höhle. Noch ein leichte Linkskurve, schon wird es wieder hell.
Diese mit Wasser gefüllte Höhle liegt in Vietnam, im Norden des Landes, genauer gesagt in der Ha Long-Bucht, einem Ort wie gemacht, um in Reisereportagen darüber zu erzählen. Sie bahnt den Weg in einen weiten Felskessel. Rundum ragen steile Wände empor, Büsche und Bäume krallen sich irgendwie daran fest. Den ganzen Tag war es neblig gewesen. Gerade jetzt aber bricht die Sonne herein. Ein Affe schreit, ein magischer Moment.
Tausende Kalksteininseln
Die Ha Long-Bucht liegt drei Autostunden östlich von Hanoi, Vietnams Hauptstadt. Sie ist eines der beliebtesten Ziele des Landes. Etwa 2000 Kalksteininseln ragen aus dem grünblauen Wasser, fast alle unbewohnbar. Trotzdem aber leben hier Menschen: in schwimmenden Dörfern. Cua Van ist das größte in der Ha Long-Bucht mit 800 Bewohnern. Sie sind frühere Seenomaden, noch immer Fischer sind, sich erfolgreich gegen eine Ansiedlung an Land wehrten. Ein Kompromiss mit der Regierung fordert von ihnen aber, dass sie an bestimmten Orten in der Ha Long-Bucht leben. Das aber zumindest vor grandioser Kulisse. Die Häuser in Cua Van, Hütten mit Wellblechdach und Fundament aus Styropor, schmiegen sich an Felswände, schroff und zackig. Sie wogen ganz sanft im Rhythmus der Wellen. Darunter züchten die Einwohner Fisch und Krustentiere.
Sie wollen nicht weg
Leicht ist es hier für niemanden. Wöchentlich kommt ein Schiff mit Frischwasser. Auch eine Schule mit Lehrern vom Festland gibt es zwar, Stromgeneratoren und sogar TVs. Manche Familien müssen aber mit zwei Euro am Tag auskommen. Und die Kinder, die den Touristen Andenken verkaufen, freuen sich über jeden Keks, den man ihnen schenkt. Weg will hier aber niemand: „Hier ist unsere Heimat“, sagen die Menschen von Cua Van.