Hotels sind längst keine bloßen Beherbergungsstätten mehr. Die Ansprüche der Gäste steigen und werden zugleich immer individueller: Zielgruppen wie Senioren oder Geschäftsreisende rücken mit ihren jeweiligen Erwartungen an die Hotellerie in den Fokus. Technische Neuerungen halten Einzug. Dennoch bleiben die grundlegenden Forderungen nach erholsamem Schlaf, Sauberkeit und freundlichem Service. Hier gibt es keine Abstriche.
Anforderungen im Wandel
Die Funktion eines Hotels erschöpft sich längst nicht mehr darin, Ort der Übernachtung zu sein. In zunehmendem Maße werden die Häuser Orte der Erholung, der Arbeit, der Gesundheit, der Kommunikation, der Inspiration. Um den Erwartungen der unterschiedlichen Gästegruppen adäquat zu begegnen, sie zu überraschen, vielleicht zu begeistern und zum Wiederkommen zu animieren, haben Hoteliers eine breite Palette von Möglichkeiten. Generell steigen die Ansprüche im privaten wie im Businessbereich.
Gästeerwartungen
Trendforscher wie Harry Gatterer und Hanni Rützler gehen davon aus, dass sich Urlauber und Hotelgäste verstärkt zwischen den Sphären von Freizeit und Arbeit bewegen werden. Damit rücken kreative Angebote rund um Sport, Wellness und Erlebnis in den Fokus. Zugleich sollten ein praktikabler Arbeitsplatz im Zimmer und kostenfreies WLAN zum Standard gemacht werden.
Gäste sind durchaus weiterhin an Luxus interessiert, allerdings wird hier ein gewandeltes Verständnis festgestellt – weg vom hochpreisigen Prestigeurlaub, hin zu den realen Freuden des Aufenthalts. „Luxus hat viele Gesichter und hat vor allem damit zu tun, dass sich die erfahrenen Gäste nicht nur mit einer ,Nobelabsteige‘ rühmen möchten, sondern nach authentischen Luxuserfahrungen im Alltag Ausschau halten. Edle Materialien, ja. Tolle Raumarchitektur, ja. Extravagante Plätze, ja. Aber nicht, um zu protzen, sondern um all diese Annehmlichkeiten zu genießen“, heißt es im Handbuch „Hotel der Zukunft 2“ vom Zukunftsinstitut Österreich.
Auch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Duisburg hat sich mit Visionen und Lösungen für das „Future Hotel“ auseinandergesetzt. Dreh- und Angelpunkt ist in beiden Fällen die bessere Gästebindung. Einige Studien, die gemeinsam mit Partnern aus der Hotelbranche durchgeführt wurden, sollten allgemeine Entwicklungen und den Einfluss auf die Hotelbranche erforschen, um damit den Betrieb optimieren zu können.
Architektur und Innengestaltung
An den Studienergebnissen lässt sich klar ablesen, dass die Anforderungen an das Ambiente eines Hauses sich immer mehr konkretisieren. In steigendem Maße werden Angebote gesucht, die der ganz individuellen Vorstellung entsprechen. Diese ist natürlich bei jungen Paaren ganz anders als bei Geschäftsreisenden, bei Senioren anders als bei Familien. Entsprechend differenziert sind die Bedürfnisse hinsichtlich Ausstattung und technischen Komponenten.
Übereinstimmungen
Für das Gros der Gäste spielt der gute und erholsame Schlaf eine wesentliche, wenn nicht gar die entscheidende Rolle. Das bedeutet, dass Investitionen in bequeme Betten, hochwertige Matratzen, der Jahreszeit entsprechende Zudecken und Kissen unterschiedlicher Härtegrade sich auszahlen. Antiallergische Stoffe oder hochwertige Naturmaterialien können wahlweise angeboten werden. Sehr wichtig ist hierbei auch die Qualität der Bettwaren.
Alle diese Faktoren prägen sich ein und bilden die Grundlage einer positiven oder negativen Erinnerung an die Hotelunterkunft. Kurz gesagt: Wenn das Bett enttäuscht, kommt der Gast nicht wieder.
Hotelvarianten
Das Zukunftsinstitut Österreich geht davon aus, dass schon 2020 die Hälfte aller Menschen, und damit vermutlich auch aller Urlauber, ihr Geld mit kreativer Arbeit verdienen wird. Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Hotelausrichtung. Es könnten Online-Hotels sein, die als „Kraft- und Vernetzungsplatz für Kreative“ den neuesten technischen Möglichkeiten genügen oder gerade Offline-Häuser, die auf Entschleunigung, einen Ausstieg aus dem vernetzten Alltag setzen. Gemäß einer These des Instituts wird der Urlaub mehr und mehr eine „Reise zum Ich“, wozu auch der Trend zu sogenannten Mitmach-Ferien etwa auf dem Bauernhof oder bei einem Winzer gehört.
Zukunftsmusik
Die Forscher des Frauenhofer-Instituts konstatieren, dass Hoteliers eher auf Design als auf Technik setzen. Trotzdem haben sie ein „Hotelzimmer des Jahres 2020“ zusammengestellt, in dem innovative Ideen auf ihre technische Machbarkeit getestet und ausgestellt wurden. Dort fanden sich unter anderem ein sanft schaukelndes Bett oder Drucksensoren im Boden, die den nächtlichen Weg zur Toilette mit Lichtsensoren begleiteten. Das Fenster war gleichzeitig Monitor für Filme, das Bad ein Mini-Wellnessbereich mit Duftsauna. Es gab im Prinzip keine rechten Winkel, die Wände verliefen konkav, alle Technik funktionierte mit Sprachsteuerung.
Auf gutem Wege
Die meisten technischen Spielereien bleiben bisher noch Prototypen. Von Interesse für viele Hoteliers ist eher, was sich kurzfristig rechnet und mit überschaubaren Anfangsinvestitionen funktioniert. Da niemand außerhalb wirtschaftlicher Zwänge agiert, ist das verständlich. Massive Umrüstungen hat es beispielsweise bei TV-Geräten, zu Flachbildschirme, und der Beleuchtung (LED) gegeben.
Fazit
Die Hotelexperten des Frauenhofer-Instituts haben auch eine großangelegte Gästebefragung durchgeführt und dabei 17 unterschiedliche Gästetypen ermittelt. Ein entscheidender Trend der nächsten Zeit scheint demnach in der Spezialisierung der Häuser zu liegen. Beispielsweise erfordert die ständig steigende Zahl reisender Senioren das Reagieren auf mögliche Handicaps. Und auch jüngere Leute haben nichts dagegen, wenn es Fahrstühle gibt und alles barrierefrei ist.
Erfolgreiche Hoteliers werden zukünftig die Gästebindung vor allem durch ihre jeweilige Ausrichtung halten können, indem sie Design und Ausstattung des Hauses auf ausgewählte Besucher zuschneiden.
Trotzdem: Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, Sauberkeit, ein bequemes Bett, ein Fenster, das sich öffnen lässt, eine anheimelnde und wohlriechende Atmosphäre, in der man den Nachbar nicht hört, sind die Grundvoraussetzungen für zufriedene Gäste. Nur wenn sich der erste Eindruck des Hotels und der Lobby in der Qualität der Ausstattung von der gediegenen Hotelwäsche bis zur Möblierung wiederfindet, können Zusatzkonzepte greifen.